Wie sprechen eigentlich Maschinen miteinander? Was braucht man dafür und wie funktioniert das? Eine Lösung für das Problem bietet Kunbus mit ihrem „Revolution Pi“. Auf der SPS-Messe gab Günter Knorr, CTO und Geschäftsführer von Kunbus, Einblicke, wie der RevolutionPi funktioniert und vor welchen Herausforderungen das Unternehmen steht.
Seit wann besteht Kunbus?
Kunbus gibt es seit etwa 15 Jahren. Ursprünglich starteten wir mit der Geräteherstellung in der Fertigung. Vor etwa 5-6 Jahren entwickelten wir dann den RevolutionPi, quasi ein Raspberry Pi für die Industrie, und ab da ging’s erst richtig los.
Inwiefern hebt sich der Revolution Pi vom Raspberry Pi ab?
Der Kern des Raspberry Pi ist ja quasi ein Computemodul. Wir machen diesen jedoch industrietauglich. Das bedeutet, er ist langfristig für den Einsatz in Industrieanlagen konzipiert. Der Revolution Pi ist Gedacht als Ersatz für klassische SPS-Geräte, aber auch in Kombination mit Industrie-PCs. Kunden nutzen ihn hauptsächlich als Gateway für Datensammlung, Weiterleitung und Verarbeitung in der Industrie, auch in Verbindung mit Cloud-Anwendungen.
Wie unterscheiden sich die verschiedenen Modelle?
Der Hauptunterschied liegt im Bussystem, z.B. Ethernet-IP oder Profinet. Die Auswahl hängt von den Protokollen ab, die in der Industrie verwendet werden. Jedes Gerät fungiert als Dolmetscher und bietet digitale und analoge IOs.
Wer sind Ihre Kunden, und wer sind die größten davon?
Wir sind stark im Energiesektor vertreten, insbesondere in Bezug auf erneuerbare Energien wie Solar- und Ladestationen. Unser größter Kunde ist EDF (Electricite de France), der größte Energiekonzern in Frankreich, ist aber auch europaweit aktiv.
Gibt es zur Zeit irgendwelche Herausforderungen, die Ihr Unternehmen bewältigen muss?
Die Herausforderung, vor der wir derzeit stehen, betrifft viele mittelständische Unternehmen im Übergang von Familienbetrieben zu professionellen Firmen. Die Organisation, der Umgang mit Mitarbeitern und die Unternehmenskultur sind entscheidend. Wir erleben auch eine Art Kulturwandel, da zwei Drittel unserer Mitarbeiter Softwareingenieure sind, und der Übergang zum Homeoffice auch für uns neu war, aber wir passen uns an.
In den letzten Jahren gab es Probleme mit der Chipverfügbarkeit. Inwiefern hat das Ihr Unternehmen beeinflusst?
Im letzten Jahr war es eine enorme Herausforderung aufgrund der Teileknappheit, insbesondere durch den Ukrainekrieg. Wir mussten eine Art Triage durchführen, wen bedienen wir, wen nicht. Große Kunden zu halten war wichtig, aber neue zu gewinnen war fast unmöglich. Zum Glück hat sich die Situation verbessert, auch wenn uns jetzt ein wenig die Rezession trifft. Wir schauen mal, wo’s hingeht.
Bedeutet das, es läuft insgesamt jetzt wieder besser?
Ja, aber es hat gezeigt, dass wir vorher vielleicht zu unbesorgt waren. Die Teileknappheit war früher nie ein so großes Problem. Jetzt ist strategischer Einkauf und “Second Source” entscheidend. Wir leben in einer globalen Welt, und wir sind von verschiedenen Faktoren abhängig, nicht zuletzt von geopolitischen Entwicklungen.
Haben Sie darüber nachgedacht, während dieser Knappheit in andere Bereiche zu expandieren?
Ja, wir haben versucht, die Zeit für Entwicklungen zu nutzen, was finanziell möglich war. Dennoch konnten wir nicht so stark wachsen, wie wir es vielleicht ohne die Knappheit getan hätten. Expansion muss strategisch überlegt sein. Das Ganze muss ein Big-Picture ergeben.
Wie groß ist Kunbus derzeit?
Wir haben etwa 150 Mitarbeiter in der Fertigung. Wir wirken teilweise vielleicht größer als wir sind. Unsere Entwicklermannschaft besteht aus rund 100 Personen, die Hälfte davon ist für den Revolution Pi zuständig, die andere Hälfte für unsere Sparte „Industrial Communications“. Die restlichen 50 sind in der Fertigung. Wir fertigen ausschließlich in Deutschland, was mittlerweile auch eine Herausforderung ist, allein schon in Bezug auf Energie- und Immobilienkosten.
Haben Sie darüber nachgedacht, wie Sie dieser Herausforderung entgegenwirken können?
Ja, natürlich. Auf sowas muss man als Unternehmen immer achten, aber wir haben auch unsere Prinzipien. Solang möglich, werden wir unser aktuelles Modell verfolgen, es hängt aber auch vom Wachstum ab. Außerdem ist es auch immer das Eine, etwas zu Wollen, das Andere ist, es auch zu Können. Zum Beispiel dauert die Erweiterung des Werks in China nur 2 Wochen, während es in Deutschland je nachdem 2 bis 5 Jahre dauert. Das ist zwar gut, aber für die Technologiebranche zu lang. Die Regierung erkennt das mittlerweile, und es gibt eine gewisse Umkehr, aber es stellt nach wie vor auch eine Herausforderung dar.
Würden Sie sagen, dass das Wachstum Ihres Unternehmens derzeit Ihren Erwartungen entspricht?
Es war in letzter Zeit etwas gedämpft, auch weil man, aufgrund der Teileknappheit, im letzten Jahr an Fahrt verloren hat. Wir müssen jetzt die Kundenbeziehungen wieder aufbauen, aber es läuft überraschend gut, besser als erwartet. Wobei man sagen muss, ein großer Kunde kann auch 50% Wachstum bedeuten. Unser Potenzial ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
