Die steigenden Benzinpreise zwingen immer mehr Menschen dazu, auf den ÖPNV umzusteigen. Das Deutschland Ticket (nachfolger des 9€-Tickets) soll hier entlastend wirken. Doch mit genug Zeit im Gepäck kann man dieses Ticket sogar zum Reisen verwenden. Meine Erfahrung damit und einen Vergleich zum Reisen mit dem Ticket letztes Jahr lest ihr im Folgenden.

In einigen Punkten werde ich hier auch auf den Bericht meines Freund & Kollegen Timo Mayer eingehen, den er letztes Jahr zu unserer Reise mit dem 9€-Ticket schrieb. („Mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs: Von Forchheim bis nach Usedom und Polen“, Nürnberger Nachrichten, abgerufen: 12.09.2023)

Reisen mit dem Deutschland-Ticket!

Dieses Jahr ging meine Reise gemeinsam mit meiner Freundin nach Köln zur Gamescom (siehe letzter Post). Um die Kosten gering zu halten entschieden wir uns daher (wohl mit vielen weiteren) das DE-Ticket zu nutzen und mit dem ÖPNV diese Reise anzutreten. Los ging es an unserem Bahnhof um kurz vor 9 Uhr morgens, geplante Ankunft: 17:30 Uhr. Solide 8 Stunden also, die wir in Zügen und Bahnhöfen verbringen mussten. Anfangs waren die Menschenmengen noch in Ordnung. Wenn man den Vergleich zieht, wie es letztes Jahr – Abfahrt zwei Stunden früher – aussah, konnte man fast meinen, im Luxus zu reisen. Wir konnten uns sogar einen Sitzplatz ergattern! Auch die restliche (Hin-)Fahrt verlief im Gegensatz zum letzten Jahr ziemlich sauber.
Keine vollgestopften Züge, keine längeren Stopps wegen zu vollen Zügen, keine gestressten Personen, die es nicht rechtzeitig aus dem Zug raus schafften. Wider erwarten eben ziemlich geschmeidig. Ein einziges Mal gab es ein Problem mit unserer Regio, als diese in Budenheim hielt und dort auch für gute 40 Minuten stand, den Grund haben wir nicht erfahren. Dafür wurde uns mitgeteilt, dass wir als Ausgleich kostenfrei mit unserem Deutschland-Ticket den IC ab Bingen Richtung Koblenz nutzen durften. Diese Strecke war auch ziemlich ansehnlich mit den vielen Burgen und dem Rhein die gesamte Strecke entlang.

Angekommen in Köln sah die ganze Situation dann doch ein bisschen anders aus. Wo die S-Bahn zum Hbf noch ziemlich geräumig wirkte, wurde es auf der Strecke zu „Köln Messe/Deutz“ dann doch etwas enger. Auch abends, als sich alle wieder auf den Heimweg machten, merkte man, dass dieser Halt nicht für solche Menschenmassen gemacht war. Wir schauten eine zeitlang zu, und selbst nach dem 5. Zug wirkte der Bahnhof immer noch gerammelt voll. Man muss dazu sagen, dass das aber auch nur bei den Zügen der Fall war, die Richtung Hauptbahnhof fuhren. Wir hatten daher ein wenig mehr Glück, da wir in die andere Richtung mussten und diese Bahnen etwas leerer abfuhren. 

Auf unserer Strecke – wir wohnten die Zeit über etwas außerhalb bei Verwandten – merkte man zudem auch, dass hier nicht der beste Service der DB vorhanden war. Laut ratternde Geräusche vom Zug oder teils vollgekotzte Böden sahen wir tatsächlich des Öfteren. Ansonsten lief aber auch hier alles reibungslos. 

Heim geht‘s!

Der stressigste Teil kam uns dann aber auf der Rückfahrt entgegen. Unerwarteterweise waren die Züge auf einmal ziemlich voll. Die Strecke von Koblenz zurück nach Frankfurt mussten wir mit der S-Bahn fahren. Obwohl die Natur auch anfangs noch alles ziemlich schön übertönte, merkten wir ab dem dritten Halt, dass immer Menschen zustiegen, aber keiner den Zug verließ. Irgendwann wurde im Zug richtig kuschelig, wenn man das so sagen möchte. Manche Menschen rannten mit großen Augen zur nächsten Tür, andere drückten sich trotz der Fülle noch mit ihrem Fahrrad irgendwie rein. Als wir in Frankfurt wieder Frischluft schnappen konnten, war der nächste Schreck nicht weit. Eine S-Bahn, die wirkte, als wäre sie mindestens doppelt so Alt wie ich. Sowohl von außen als auch von innen. Oft durchgekehrt wurde hier auch nicht. An der Fahrtüchtigkeit änderte das alles aber natürlich nichts.
Interessant war es auf dieser vorletzten Fahrt jedoch zu sehen, dass Rassismus auch unter den Kontrolleuren noch gängig ist. Am Anfang kam eine Durchsage, dass man doch bitte seinen Ausweis bereit halten solle, falls man das Deutschland-Ticket nutzen würde. Wir machten das wie viele nicht. Der Kontrolleur sagte natürlich nichts, wie die Meisten. Danach kam er dann jedoch zu einer dunkelhäutigen Person und verlangte diesen sofort. Als der Mann seinen Ausweis nicht vorzeigen konnte, wollte der Kontrolleur ihn auf der Stelle rauswerfen. Nach langem Hin und Her schaffte der Mann es zwar, den Kontrolleur zu überreden, zu bedenken gab mir die Situation allerdings doch ein wenig. Der Rest der Fahrt verlief dann, wie am Anfang, ganz entspannt und ohne weitere Vorkommnisse. 

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Reisen mit dem 49€-Ticket doch wesentlich angenehmer ist, als es letztes Jahr mit dem 9€-Ticket der Fall war. An einzelnen Stellen gab es zwar Probleme, aber diese hingen eher mit der Infrastruktur der Deutschen Bahn zusammen als mit dem Ticket. Von mir daher eine totale Kaufempfehlung (vor allem für Studis und Azubis, die es sogar für nur 29€ bekommen)!

2 Gedanke zu “Reisen mit dem Deutschland-Ticket”
  1. Also Problem ist wenn Nahverkehr schlecht ist und Fahrten ausfallen, zu spät sind etc.
    Und wenn Fahrgastinformationen nicht vorhanden sind. Wäre schön wenn man Abfahrten digital am Handy über eine Fahrplanauskunft finden würde. Wäre auch schön wenn es in Fahrzeugen Bildschirme geben würde, die die nächsten Haltestellen anzeigen.

    1. Also ich kann hier nur von meinen Erfahrungen aus meiner neuen Heimat Spanien berichten: Vergleicht man den ÖPNV, kann man sich in Deutschland wirklich glücklich schätzen, wie viel besser das alles läuft. Das bedeutet nicht zwingend, dass es „gut“ oder schon „zufriedenstellend“ ist – allerdings denke ich, dass wir auf einem guten Weg sind.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert